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Die in diesem Artikel dargestellten Informationen basieren auf dem Wissen und dem Behandlungsansatz des Spezialisten für Autoimmunität Dr. Datis Kharrazian.

Inhalt

Ernährungsmanagement bei Autoimmunerkrankungen

Bei einer Autoimmunerkrankung ist es wichtig, seine Ernährung einmal genau unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls auch radikal umzustellen, sofern man seine Autoimmunität beruhigen möchte, denn Nahrungsmittelsensitivitäten stellen oftmals einen wichtigen Trigger für die Erkrankung dar. 

Daher ist eine auf die Erkrankung optimierte und angepasste Ernährung ein wichtiges Mittel zur Intervention bei einer Autoimmunerkrankung. Auf welche Punkte es hierbei zu achten gilt, thematisieren wir in diesem Artikel.

Ernährung bei Autoimmunität:

Welche Ernährungsweise ist für mich die richtige?

Wie stabilisiere ich meinen

Blutzucker?

Wie diversifiziere ich mein

Mikrobiom und stärke mein Immunsystem?

Natrium heizt die Autoimmunität an

Spielt bei mir 

Nahrungsprotein- Kreuzreaktivität

eine Rolle?

Vorab zum Allgemeinen

Allgemein sollte man den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und Fertiggerichten (Fast Food) sowie frittierten Lebensmittel vermeiden und auf eine hohe Diversität und Variation in seiner Ernährung achten. Dies entspricht den Basics einer gesunden Ernährung, die das Immunsystem unterstützt.

Autoimmunerkrankungen stehen zudem oft im Zusammenhang mit Nahrungsmittelsensitivitäten, die ein Trigger darstellen und daher vermieden werden sollten. Daher kommen bei Autoimmunerkrankungen folgende Ernährungsweisen in Betracht...

 

Die vier Stufen der Ernährung bei Autoimmunität

Die grundlegenede Ernährungsweise bei Autoimmunität lautet glutenfrei, denn Gluten ist (fast) immer ein wichtiger Trigger der Autoimmunreaktion, den es zu eliminieren gilt. 

Doch manchmal reicht eine glutenfreie Ernährung allein nicht aus, da bei manchen Autoimmunpatienten auch andere Nahrungsmittelproteine Reaktionen im Körper hervorrufen. In diesen Fällen müssen weitere Lebensmittel aus der Ernährung ausgeschlossen werden und weitere Schritte unternommen werden.

Zu jeder der folgenden Ernährungsweisen findest du einen Link mit detaillierten weiterführende Informationen.

Im Falle einer Autoimmunerkrankung ist es fast immer notwendig sich glutenfrei zu ernähren. Aufgrund der hohen Reaktivität und der Kreuzreaktivität zu Gluten sind meistens auch Milchprodukte aus dem Speiseplan zu streichen. 

 

Umfassende Ernährungsweise (Stufe 3): 
AIP

Grundlegende Ernährungsweise (Stufe 1): 
Glutenfrei & milchfrei

Fortgeschrittene Ernährungsweise (Stufe 2): 
Paleo

Für einige Betroffene kann es darüber hinaus aufgrund der Kreuzreaktivität von Gluten zu anderen Getreiden notwendig sein, einer Paleo-Ernährungsweise zu folgen. Diese bedeutet ebenfalls eine gluten- und milchfreie Ernährung sowie die Beachtung oben genannter Ernährungsempfehlungen, beinhaltet zusätzlich aber eine komplett getreidefreie Ernährung und verbietet daher auch glutenfreie Getreide wie Mais oder Reis. 

Je nach weiteren individuellen Nahrungsmittelsensitivitäten gegen Nachtschattengewächse oder Lektine müssen manche Patienten darüber hinaus auf eine AIP-Ernährung umsteigen. 

 

 

Dies ist Expertenwissen, was aktuell allerdings nur für wenige Autoimmunerkrankungen erforscht ist und genutzt werden kann. Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, erklären wir dir im nächsten Abschnitt.

Expertentipp (Stufe 4):
Molekulare Mimikry

Expertentipp: Molekulare Mimikry 

Ein weiterer Punkt, den es bei Ernährung im Hinblick auf Autoimmunerkrankungen zu beachten gilt ist molekulare Mimikry von Nahrungsmittelproteinen zu Gewebeproteinen

Es gibt Nahrungsproteine, die in der Aminosäuresequenz ihrer Proteinstruktur der gewisser menschlicher Gewebeproteinen so stark ähneln (molekulare Mimikry genannt), dass der Körper sie sozusagen verwechselt und es zu einer Kreuzreaktivität kommt, bei der, sofern entsprechende Antikörper gegen das Gewebe- wie auch Nahrungsprotein vorhanden sind, durch den Konsum des Nahrungsmittels eine Autoimmunreaktion auf das Gewebe des Körpers getriggert wird, die aufgrund der aggressiven Aktivierung des Immunsystems über die B-Zellen mitunter sehr starke Auswirkungen (z.B. eine spürbare Verschlechterung des Zustands oder der Symptome) haben kann. 

Damit es aber zu einer Kreuzreaktivität zwischen einem Nahrungsmittel und einem Gewebeprotein kommt, müssen folgende zwei Voraussetzungen gegeben sein:

  1. Es müssen Autoantikörper gegen ein Gewebeprotein vorliegen (Autoimmunität).
  2. Es müssen Antikörper gegen ein Nahrungsmittel vorliegen, welches kreuzreaktiv zu dem speziellen Gewebeprotein ist.

 

Das bekannteste und am häufigsten vorkommende Beispiel für molekulare Mimikry ist Gluten. Daher sollte man dies grundsätzlich bei Autoimmunerkrankungen konsequent eliminieren (Stufe 1 der autoimmunen Ernährung). Gluten ist aufgrund molekularer Mimikry kreuzreaktiv zu verschiedenen Geweben im Körpern wie der Schilddrüse¹, dem Kleinhirn (Cerebellum)², Synapsin³ oder den Pankreas-Inselzellen⁴ sowie vermutlich weiteren Geweben des Körpers.

Ähnliches gilt für Milch und Milchprodukte, denn das darin enthaltene Casein ähnelt in der Aminosäuresequenz und dem Aufbau der Proteinstruktur sehr Gluten und ist daher kreuzreaktiv zu Gluten, so wie übrigens auch andere Getreidearten (wie Hafer, Mais oder Reis). Daher wird beides in der paleo-Ernährung (Stufe 2 der autoimmunen Ernährung) eliminiert.

 

Über Gluten und Casein hinaus - welche beide im Zusammehang mit vielen Autoimmunerkrankungen stehen - gibt es aber auch spezifische Kreuzreaktivitäten, die nur spezielle Nahrungsmitteln bei speziellen Autoimmunerkrankungen betreffen.

Folgende spezifische Kreuzreaktivitäten zwischen Gewebe- und Nahrungsproteinen sind bekannt:

 

An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass Kreuzreaktionen zwischen Gewebe- und Nahrungsproteinen bisher nur für ausgewählte Autoimmunerkrankungen erforscht wurde und die obige Darstellung daher nur eine aktuell bekannte Auswahl darstellt.

 

Wichtig ist auch, noch einmal zu betonen, dass der Faktor der molekularen Mimikry zwischen Gewebe- und Nahrungsmittelprotein nur eine Rolle spielt, sofern beide Voraussetzungen zutreffen und Antikörper gegen beides besteht. Liegt nur eine Autoimmunerkrankung aber keine Antikörper gegen ein kreuzreaktives Nahrungsmittel vor, spielt für dieses Nahrungsmittel der Faktor der Kreuzreaktivität keine Rolle.

Bei der Frage, welche Ernährungsform speziell für dich die richtige ist, unterstützen wir dich in unserer Beratung. Über spezielles Testing auf Nahrungssensitivitäten von Cyrex, einem weltweit führenden Labor für Autoimmunerkrankungen und Nahrungsmittelsensitivitäten können wir deine individuell notwendige Ernährungsform evidenzbasiert auf Basis von Labordaten konzipieren. 

 

Sollten deine finanziellen Möglichkeiten allerdings begrenzt sein, bieten wir alternativ auch eine generelle Beratung und Empfehlungen auf Basis einer Beobachtung deiner Symptome für dich an.

Weitere Ernährungsempfehlungen für Autoimmunpatienten

Reduktion von Salz

In Studien wurde belegt, dass Salz (Natriumchlorid) durch einen Aktivierung von p38-Proteinen eine pathogene TH17-Reaktion auslöst und damit eine Autoimmunerkrankung befeuert⁵. Es wurde sogar explizit belegt, dass ein hoher Salzkonsum in Patienten mit Multiple Sklerose (MS) zu vermehrten Flare-Ups führt sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von rheumatoider Arthritis - vor allem bei Rauchern - mit sich bringt⁶.

Sollte man als Autoimmunpatient trotzdem einmal salzig essen, hilft die Einnahme von Kalium das Ansteigen der IL-17 (Interleukin-17)-Levels zu hemmen. Dies wurde ebenfalls empirisch bestätigt⁷. Mehr dazu weiter unter bei den Supplement-Empfehlungen.

Ausnahme: Für Patienten mit einer autoimmunen Nebennierenschwäche spielt Salz als Faktor für Flare-ups keine Rolle, da sie es nicht speichern können, wenn sie nicht genug Aldosteron produzieren. Im Gegenteil: Sie müssen sogar Salz konsumieren, um ihren Blutdruck zu erhöhen und zu funktionieren.

Lebensmittelfarbe

Durch Lebensmittelfarbe kann die Antigenität von Nahrungsmittelproteinen erhöht werden, da die korrekte Verdauung erschwert wird. Sofern mal also Probleme mit der oralen Toleranz hat, sollte man aufgrund eines Risikos für Kreuzreaktionen oder für (neuroinflammatorische) Autoimmunerkrankungen darauf verzichten⁸.

Blutzuckerstabilität

Schwankungen des Blutzucker-Levels, also des Insulins oder der Glukose im Blut, triggern Autoimmunität. Spitzen von Glukose-Werten aktivieren nämlich Rezeptoren, die wiederum entzündliche Mechanismen im Körper triggern⁹. Dasselbe gilt auch für Unterzuckerung (Hypoglykämie), die ebenfalls Autoimmunität triggert¹⁰. Daher ist es bei Patienten mit Autoimmunität wichtig, ihren Blutzucker stabil zu halten

Wünschst auch du dir eine Analyse deiner individuellen Trigger und persönliche Handlungs-empfehlungen?

Kontaktiere uns noch heute

 

¹ Kharrazian, D., Herbert, M., & Vojdani, A. (2017). Immunological reactivity using monoclonal and polyclonal antibodies of autoimmune thyroid target sites with dietary proteins. Journal of Thyroid Research, 2017.

² Hadjivassiliou, M., Boscolo, S. A. B. R. I. N. A., Davies–Jones, G. A. B., Grunewald, R. A., Not, T. A. R. C. I. S. I. O., Sanders, D. S., ... & Woodroofe, N. M. (2002). The humoral response in the pathogenesis of gluten ataxia. Neurology, 58(8), 1221-1226.

³ Alaedini, A., Okamoto, H., Briani, C., Wollenberg, K., Shill, H. A., Bushara, K. O., ... & Latov, N. (2007). Immune cross-reactivity in celiac disease: anti-gliadin antibodies bind to neuronal synapsin I. The Journal of Immunology, 178(10), 6590-6595.

⁴ Hogg-Kollars, S., Al Dulaimi, D., Tait, K., & Rostami, K. (2014). Type 1 diabetes mellitus and gluten induced disorders. Gastroenterology and hepatology from bed to bench, 7(4), 189.

⁵ Kleinewietfeld, M., Manzel, A., Titze, J., Kvakan, H., Yosef, N., Linker, R. A., ... & Hafler, D. A. (2013). Sodium chloride drives autoimmune disease by the induction of pathogenic TH17 cells. Nature, 496(7446), 518-522.

⁶ Sigaux, J., Semerano, L., Favre, G., Bessis, N., & Boissier, M. C. (2018). Salt, inflammatory joint disease, and autoimmunity. Joint Bone Spine, 85(4), 411-416.

⁷ Wen, W., Wan, Z., Ren, K., Zhou, D., Gao, Q., Wu, Y., ... & Zhou, J. (2016). Potassium supplementation inhibits IL-17A production induced by salt loading in human T lymphocytes via p38/MAPK-SGK1 pathway. Experimental and Molecular Pathology, 100(3), 370-377.

⁸ Vojdani, A., & Vojdani, C. (2015). Immune reactivity to food coloring. Altern. Ther, 21, 1-100.

⁹ Rehman, K., & Akash, M. S. H. (2016). Mechanisms of inflammatory responses and development of insulin resistance: how are they interlinked?. Journal of biomedical science, 23, 1-18.

¹⁰ Shukla, V., Shakya, A. K., Perez-Pinzon, M. A., & Dave, K. R. (2017). Cerebral ischemic damage in diabetes: an inflammatory perspective. Journal of neuroinflammation, 14, 1-22.

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